PHILOSOPHIE | ÜBER MUSIK, MENSCH & INSTRUMENT

Der Erfinder des Saxophons

Antoine-Joseph Sax (Adolphe) wurde 1814 in Dinant/ Belgien als erster Sohn (er hatte elf Geschwister) in der Familie Sax geboren. Sein Vater Charles-Joseph (1790-1865) war ein anerkannter Schöpfer und Konstrukteur verschiedener Instrumente. Zuerst hatte er Flöten, Serpents, Klarinetten und Fagotte gebaut; 1822 begann er mit der Produktion von Metallblasinstrumenten.
Im Jahre 1815 zog die Familie Sax nach Brüssel um, wo der Vater eine Werkstatt für Instrumentenbau einrichtete. Schon als junger Mann hatte sich Adolphe von seinem Vater die notwendigen Fertigkeiten bei der Instrumentenkonstruktion angeeignet. In Brüssel besuchte er 1828 die Musikschule, wo er auch Gesang, Flöte, Harmonie und Klarinette studierte. Man behauptete sogar, dass Adolphe auch eine erfolgreiche Karriere als Klarinettenspieler hätte haben können. Aber seine Suche nach einem vollkommen neuen Klang und Instrument gewann bei ihm eindeutig die Oberhand.

So hatte sich Adolphe, ein geschulter Sänger, Flöten- und Klarinetteninterpret am Ende der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nur dieser Suche gewidmet: „nach einem Instrument, das im Charakter seiner Stimme dem Streichinstrument nahe kommt, aber mehr Kraft, Gewalt und Intensität besitzt als dieses“ – so hatte Sax seine Intention in seinem Patentantrag beschrieben.

Im Jahre 1835 übernahm Adolphe Sax nach langjähriger Arbeit die Werkstatt für Instrumentenbau von seinem Vater. In dieser Zeit beschäftigte er sich mit vielen Experimenten. So baute er am Ophikleiden- Instrument (mit Klappen) anstatt des schon eingebauten Kesselmundstücks das Bassklarinettenmundstück ein, was gerade der richtige Weg zur Erfindung des Saxophons war.
Erst nach mehreren, ganz neuen Konstruktionen von verschiedenen Instrumenten (einer Klarinette mit 24 Klappen, ein neues System der Bassklarinette, eine Klarinette nach dem Boheme-System) gelang es ihm endlich, ein „Saxophone basse en cuivre“ zu konstruieren. Es handelte sich um ein Instrument mit konischem Metallkorpus, ähnlich einer Tabakspfeife mit runden Seitenöffnungen, und 19 Klappen und mit einem Klarinettenmundstück kombiniert.

Der Umfang betrug 2 und ½ Oktaven. Der Ton war sonor und kräftig, zart und edel und sehr leicht zu interpretieren.

Im Jahre 1841 fand in Brüssel eine Ausstellung neuer Instrumente statt, wo Sax zwar auch sein Prototyp-Saxophon (aus Kupfer) ausstellte, jedoch blieb ihm der Erfolg versagt. Tief enttäuscht verließ Adolphe sein Heimatland Belgien und übersiedelte mit seinem Instrument nach Paris, wo er glücklicherweise Hector Berlioz kennen lernte. Berlioz zeigte nämlich großes Interesse an dem Saxophon, was sich als sehr bedeutend herausstellen sollte.

Im Jahre 1842 befindet sich Adolphe Sax schon in Paris, wo er sein neues Instrument – das Saxophon- den berühmten und anerkannten Musikern dieser Stadt, unter ihnen auch Hector Berlioz, vorstellt. Berlioz war damals 38 Jahre alt, also elf Jahre älter als Adolphe, und galt in Musikerkreisen als angesehene Autorität.

Berlioz erkannte in der Erfindung Sax' einen Beitrag zur Revolution der Instrumente und schrieb daher: „Dieser Ton ist so reich und voll, sanft und schweigend, kräftig und mächtig, und die Komponisten werden einmal seinem Konstrukteur, Herrn Sax, dankbar sein, wenn sein Instrument im allgemeinen Musikgebrauch in der ganzen Welt der Musik seinen Platz findet. Es wird von allen Musikfreunden sehr bald unterstützt werden.“

Auf der Industrieausstellung 1849 in Paris präsentierte Sax die ganze Saxophonfamilie. Von seinen zehn verschiedenen Instrumententypen gewannen fünf den 1. Preis mit dem Prädikat „ausgezeichnet“, was Neid und Abneigung der anderen Konstrukteure hervorrief bzw. verstärkte. Sie hassten Sax als einen großen Konkurrenten und zudem noch als Ausländer, und waren von Anfang an bestrebt, ihm das Leben schwer zu machen. Doch trotz der überaus schwierigen Lage behielt der junge Erfinder immer sein Ziel vor den Augen und wusste genau, wonach er strebte.

Dank seinem starken Charakter wurde er in diesem Jahr seinen Feinden zum Trotz zum „Ritter der Ehrenlegion“ ernannt.

Endlich war Sax anerkannt und wohlbekannt.

Obwohl von Komponisten und Musikern des 19. Jahrhunderts geschätzt, erzielte das Saxophon als Instrument keinen so großen Erfolg, wie sein Erfinder dies erwartet hatte. Nicht einmal der große Berlioz hatte viele Kompositionen bestellt. Dasselbe gilt auch für Rossini, der das Saxophon nur einmal wählte und zwar für sein dem italienischen König Vittorio Emanuele II. gewidmetes Stück, „La corona d´Italia“.

In den Jahren zwischen 1850 und den späten 1870ern hat Sax mehr als 200 Kompositionen für seine Instrumente veröffentlicht, darunter 35 für verschiedene Saxophontypen und Klavier. Viele dieser Kompositionen sind heute nicht mehr so bekannt, aber damals haben sie zur Steigerung des Interesses an diesem Instrument beigetragen.

Dieses Interesse vermehrte sich unter anderem auch deswegen, weil das Saxophon 1846 in die Schulen eingeführt wurde, zuerst in die „Gymnasie militaire musical“, später auch am Pariser Konservatorium, wo Sax selbst das Instrument unterrichtete.

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